Und was dich sicher her zur Hölle brachte?“
Dante, Die Göttliche Komödie
Vorwärts! - dröhnte
der Lockruf der uns hinabzog in die Tiefen einer allzu bekannten
Routine. Ein Abgrund, welcher sich stets aufs neue den Geschundenen
als Linderung einer Misere zu präsentieren versteht, nur um sie
tiefer in den Schlund zu ziehen aus dem sie sich einmal befreien
wollten. Als wir auf dem Weg nach unten voran schritten breitete sich
vor uns der Abgrund aus, der mit den verwesenden Rückständen der
Begierden gepflastert war, die vielleicht einmal in der Lage gewesen
waren die Ketten zu sprengen. Nun aber schmiedeten wir dank des
unaufhaltsamen Fortschritts, zu dessen Beschleunigung auch wir uns
hier eingefunden hatten selbst unsere Ketten. Auf unserem Weg kamen
wir dem sehr nahe, was man als eine lebendige Hölle bezeichnen
könnte. Wir waren dorthin gekommen um all jenen vermeintlichen
Ketzern beistand zu leisten, die die Existenz einer über ihnen
stehenden Gewalt niemals akzeptieren zu können glaubten und doch als
ohnmächtig Getriebene den Sabbat ihrer Enteignung feierten, weil es
nichts mehr anderes zu feiern gibt. Alle Regeln sind bereits
akzeptiert. Die Sünder haben ihr eigenes Strafgesetzbuch geschaffen.
Und aus dem Schlund gibt es kein Entrinnen. Ja, wir befinden uns
wirklich in der Hölle!
Die List der
Vernunft - ein ausgemachtes Werk Gottes-verbrannte die
Leidenschaften, die Gesten erscheinen nur noch als Posen einer
zuckenden Masse aus Leibern. Luzifers Licht, das unseren Weg in jenen
Schlund ausleuchtete wird uns noch tiefer in den Menschensumpf
hineinführen, bevor wir je wieder das Licht erblicken sollten.(Wer
Angst vor der Dunkelheit hat, wird das Licht niemals erblicken) Alle
Zweifel an der ewig währenden Fortsetzung dieses bizarren
Schauspiels sind ausgeräumt: „Das ist die Zukunft und das ist auch
alles!“ beteuerten die Engel der Finsternis. Wir mussten
weitergehen, auch wenn unsere Fackel bereits zu erlöschen drohte.
Und so reisten wir unablässig vorwärts, in das innere Reich des
Chaos, um uns unterzuordnen unter die Drohungen die in die Körper
und Mimik all jener eingeschrieben sind, die um uns herum aus der
Dunkelheit hervorbrachen, um schließlich wieder in sie zurück zu
versinken. Trafen wir überhaupt noch auf menschliche Wesen?
Wir wateten durch
einen Morast von Leibern,wabernder Menschenschlamm, und sahen vor uns
den Karneval der Hyänen, der jeden Augenblick bereit war sich selbst
und alles um sich herum zu verschlingen, mochte man sich nicht der
Zurichtung beugen mit der sie sich selbst zurecht geschunden hatten,
- eine Posse besonderer Güte! Zwanghafte Zuckungen lockten uns und
verkündeten das Bild einer bereits feststehenden Zukunft. Lüste,
verschüttet in den Bunkern die dazu errichtet wurden sie zu
bändigen, Zwangsvollstrecker ihrer eigenen
Minderwertigkeitskomplexe, phantastische Neurosen, halb schwachsinnig
von den Leiden, unfähig sich zu befreien, jauchzend über die
Fesseln, die sie sich freiwillig angelegt haben.
Manch einen aus
unserem Pulk zog es hinab. Man kann sich schwer den Lockrufen der
Sirenen entziehen, die wir unweigerlich vernahmen und das Wachs mit
dem wir uns die Ohren hätten verstopfen können lehnten wir dankend
ab. Zu fest hatte sich der Griff des Giftes um unsere Hirne gelegt,
als dass wir dem Taumel den Gefallen abschlagen hätten können uns
mit allen anderen zu verschlingen. Wir fanden uns wieder: Im Kreise
liefen wir hin und her, brennend , als sich von oben ein purpurner
Schimmel herabsenkte: „Wolltet ihr diese Zukunft nicht einst
besiegen?“ raunte der Dämon mir zu, „Und die Buchhalter des
Himmels, die euch mit den Darlehen auf die Zukunft lockten an den
Gedärmen der Autorität erhängen?“. „Denn“, so fuhr er fort,
„du weißt so gut wie ich, dass es ohne Zukunft keine Sünde geben
kann.“ Und als er sich in dem schillernden Pfuhl des Grauens
entfernte, flüsterte er noch: „Das Ende der Zukunft (welche die
Gewalt der Ordnung ist) ist das nicht der Beginn der Geschichte die
von euch gemacht wird?“
Doch die Autorität,
die diese göttliche Komödie verfasst hat, hat einen allzu fest
Griff und lockt mit der Anerkennung, ein wahrhaft einzigartiger
Schauspieler zu werden. In den mystischen Schleier von Individualität
gehüllt und mit allen Weihwassern eines Rebellentums gewaschen,
verteilt sie das Zuckerbrot mit dem sie die Peitschenhiebe lindert.
Dieser irrsinnige Maskenball ist die Kommunion mit der die Einheit
der göttlichen Ordnung hergestellt wird. Hinter den Masken sind die
Charaktere längst verschwunden. Jede ihrer Revolten verfiel in
Konformismus. Und: Alles was irgendeine Sache aufrechterhält, trägt
zur Arbeit der Polizei bei. Denn wir wissen, dass alle Ideen und
Verhaltensweisen, die schon existieren, unbefriedigend sind. Die
augenblickliche Gesellschaft teilt sich nur in Wahnsinnige und
Spitzel … Es gibt keine Nihilisten, es gibt nur Machtlose.
Der Rock 'n' Roll
wird heute gegen uns verwendet. Er ist wahrlich ein Werkzeug Gottes.
Wir standen da und
hörten neu ihr alt Geheule.
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